Über 150 engagierte Teilnehmende aus den fünf kooperierenden Landeskirchen (Baden, Bayern, Hessen und Nassau, Pfalz und Württemberg), besuchten am 08.02.2022 den halbtägigen Online-Fachtag zum Thema „Familien im Blick – wie leben sie? Und was wollen / brauchen sie von der evangelischen Kirche?“.
Sie erhielten aus zwei Perspektiven, wissenschaftlich und theologisch, Informationen über die aktuelle Lebenssituation von Familien und deren Bedürfnisse. In themenorientierten Workshops konnten die Teilnehmenden untereinander das Gehörte und ihre Erfahrungen diskutieren. Ein Plenum der Bildungsverantwortlichen der Landeskirchen mit sehr reger Beteiligung im Chat bildete den Abschluss des Fachtages.
Die knapp 90 Teilnehmenden aus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zeigen, dass das Thema Familie und die Frage nach Kontakt- und Austauschräumen von Kirche und Familie ein wichtiges Thema für die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Arbeit mit Familien in unserer Landeskirche ist und ein fester Bestandteil der Arbeit von Kirche sein muss. Eine detaillierte Zusammenfassung finden Sie im unten stehenden Artikel von Herrn Dr. Alexander Lang, Evangelischer Pressedienst epd, den wir dankenswerter Weise verwenden dürfen:
Landeskirchen im Südwesten wollen mehr für Familien tun
Kaiserslautern/Darmstadt (epd). Die evangelische Kirche muss nach Einschätzung von kirchlichen Bildungsexperten ihre vielfältige Arbeit für Familien besser vernetzen und konzeptionell überdenken. Die Kirche habe die Verantwortung, gemeinsam mit Familien die Zukunft zu gestalten, sagte Oberkirchenrat Steffen Merle, Referent für Sozial- und Gesellschaftspolitik der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), am Dienstag bei einer digitalen Tagung zu Familienfragen. Dazu sei es nötig, dass die Kirche aus einem „paternalistischen System“ von Angeboten herauskomme und enger mit Familien zusammenarbeite.
Die Kirche werde nur dann zukunftsfähig sein, wenn sie sich gegenüber Familien und deren Bedürfnissen und Problemen mehr öffne, sagte Merle. Dabei gehe es „nicht um die Rettung der Kirche“. Vielmehr sollte Familien die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Kirche aufgezeigt werden. Erst dann seien Mütter, Väter und deren Kinder bereit, sich mit der Kirche zu identifizieren und in ihr mitzuwirken. An der Fachtagung von fünf Landeskirchen aus dem Südwesten unter dem Motto „Familien im Blick – Wie leben sie? Was wollen und brauchen sie von der evangelischen Kirche?“ nahmen rund 150 Personen teil.
Die evangelische Kirche müsse sich weiter besonders um Familien bemühen, betonte Sabine Walper, die Direktorin des Deutschen Jugendinstituts in München. Gerade bei der Armutsprävention sei es wichtig, dass die Kirche sich einmische. Dies könne auch das gesellschaftliche Ansehen der Kirche erhöhen, sagte die Pädagogikprofessorin.
Pfarrer Gerd Kiefer, Leiter der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft der pfälzischen Landeskirche in Kaiserslautern, kritisierte, dass die Kirche zu sehr auf sich selbst fixiert sei. Eine große Herausforderung sei es, „Familien als Familien in ihren unterschiedlichen Formen wahrzunehmen“ und sich in allen Bereichen der Familienarbeit zu vernetzen, sagte er.
Pfarrerin Heike Wilsdorf vom Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau in Darmstadt regte an, Haupt- und Ehrenamtliche in der kirchlichen Bildungsarbeit besser auszubilden. Nach innen und nach außen müsse Kirche ihre guten Projekte in der Familienarbeit präsentieren.
Nach den Worten von Pfarrer Thomas Weiß, Leiter der Erwachsenen- und Familienbildung der badischen Landeskirche, müssten Haupt- und Ehrenamtliche ihre Lobbyarbeit für Familien verstärken. Oberkirchenrat Hans-Joachim Janos von der württembergischen Kirche forderte einen Perspektivwechsel der Kirche hin zu einer mehr gemeinwesenorientierten Arbeit mit Familien. Diese sollten durch alle Familienphasen ohne den Versuch einer christlichen Missionierung begleitet werden. Die Arbeit mit Familien müsse zudem verpflichtend in die innerkirchliche Aus- und Weiterbildung integriert werden, sagte Janos.
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