Elke Heldmann-Kiesel berichtet von der Fortbildung am 21. bis 22.01.2020 in Wiesbaden-Naurod.
Constanze Angermann stand über 20 Jahre vor der Kamera, vielen bekannt als Moderatorin und Gesicht der Hessenschau. Bei der zweitägigen Fortbildung im Januar erlebten die Teilnehmenden sie als Trainerin für das Stehen und Reden vor Gruppen und bekamen nützliche Tipps für ihren nächsten Vortrag.
Schon die Vorstellungsrunde war als kurze Rede im Stehen angelegt und eine erste praktische Übung und so ging es weiter, die Teilnehmenden erhielten immer wieder Raum und Gelegenheit, sich im Vortragen auszuprobieren. Dabei war die Resonanz der Gruppe und der Trainerin für das eigene Lernen sehr wertvoll. Wer wollte, konnte seinen Redeauftritt mit der Kamera aufnehmen lassen und im Einzelgespräch mit der Trainerin eine Rückmeldung bekommen.
Hinweise der Trainerin zur Haltung, zu Mimik und Gestik, Sprache und Stimme wurden mit den passenden Übungen konkret und anschaulich gemacht. Da hieß es, alle Resonanzen einsetzen, mit der Stimme modulieren, auf Pausen achten oder mit Mimik und Gestik die Facetten der Persönlichkeit ausspielen. Es wurde „gebrummelt“ zur Pflege der Stimmbänder und „gehechelt“ gegen das Lampenfieber.
„Für eine aufrechte Haltung gilt es bei mir zu sein und nicht neben mir zu stehen“, sagte die Trainerin. Deshalb ist es wichtig, den Stress zu verlieren, dann erst haben wir Zugang zu unseren Ressourcen. Die Aufregung ist unser Freund, doch sie darf nicht den Weg zu uns selbst verstellen. Leichter gesagt als getan, wenn das Adrenalin uns den Atem nimmt. Doch auch dafür gab es Tipps, 7 Sekunden einatmen und 11 Sekunden ausatmen, in die Bauchatmung gehen.
Um den Weg frei zu machen, für unverstellte Präsenz und einer passenden Haltung, die mit uns, dem Anliegen und der Situation stimmig ist, ist es notwendig, die Hürden im Vorfeld auszuräumen. Eine gute Vorbereitung ist daher unerlässlich und bezieht sich nicht nur auf den Inhalt und eine schlüssige Argumentation, sondern auch auf Optik, Stimme und Haltung. Welche Farben bringen mein Gesicht zum Leuchten, in welcher Kleidung fühle ich mich wohl, was passt zu mir und zur Situation? Wie stehe ich, Schultergürtel locker, federbereite Knie, Brustraum weiten. All das will vorher bedacht werden, damit wir uns während des Vortrages keine Gedanken mehr darüber machen und uns stattdessen auf unseren Auftritt konzentrieren.
Wir Menschen sind auf visuelle Wahrnehmung angelegt, unsere Aufmerksamkeit richtet sich überwiegend auf das optische Erscheinungsbild und nur zu 7 % auf den Inhalt, erläuterte die Trainerin den „Kreis der Aufmerksamkeit“. Optik, Stimme und Inhalt sollen sich gegenseitig unterstützen, wir können beim Vortrag nicht alleine auf den Inhalt bauen und auf Fakten setzen. Menschen hören gerne gute Geschichten, deshalb mit Bildern sprechen, lebendig erzählen, starke Worte finden, eigene Worte. „Lasst jenseits der Fakten und des Inhalts eure Person aufleuchten“, so die Empfehlung. Wir behalten die Informationen besser, wenn sie mit Gefühlen verknüpft sind, wenn die Person hinter dem Vortrag wahrnehmbar ist.
Am zweiten Tag lernten die Teilnehmenden unterschiedliche Argumentationsgerüste kennen um einen Vortrag logisch aufzubauen, so dass die Zuhörenden gut folgen können. Für die eigene Orientierung und Vorbereitung sind Karten im Querformat geeignet, auf dem der Text strukturiert und optisch markiert wird. Und dann gilt es die Rede zu üben und dem Gesagten intensiv nachzuspüren. Ist es das, was ich sagen will? Passt es zu den Leuten, die zuhören, passt es zu mir, ist es stimmig mit meinem Anliegen? Bei allem rhetorischem Rüstzeug bleibt doch das Wichtigste die persönliche Präsenz. Präsent sein – mit Herz und Hirn dabei sein, zugewandt und kompetent überzeugen. Constanze Angermann stand Modell dafür und überzeugte alle mit ihrem Auftritt. Im nächsten Jahr wird es wieder eine Fortbildung mit ihr geben unter dem Titel: Durchatmen, aufrecht stehen, überzeugend reden!