Entfalte deine Lehrkraft: Das Functional Fluency-Modell in der Erwachsenenbildung

Die Erwachsenenbildung, ein Feld so reich an Vielfalt wie an Herausforderungen, verlangt nach Kursleitenden, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch navigieren können in der Komplexität menschlicher Interaktionen. Das Functional Fluency-Modell von Susannah Temple bietet hierfür einen Leitfaden, der hilft, effektive von unwirksamen Verhaltensweisen, so genannten Modi, zu unterscheiden und erstere gezielt einzusetzen. In diesem erweiterten Artikel tauchen wir tiefer ein in die Bedeutung jedes Aspekts des Modells und praktische Beispiele aus dem Lehralltag.

Lehren ist soziale Verantwortung

Als Erwachsenenbildende nehmen wir Verantwortung in Beziehung wahr. Im Herzen der sozialen Verantwortung stehen Fürsorge und Steuerung. Auf eine wirksame Fürsorge in der Erwachsenenbildung auszudrücken gelingt, wenn Kursleitende eine Umgebung schaffen, in der sich jeder Lernende angenommen und verstanden fühlt. Wenn eine Kursleiterin beispielsweise bemerkt, dass eine Teilnehmerin Schwierigkeiten hat, mit dem Kursinhalt Schritt zu halten. Statt sie vor der Gruppe bloßzustellen, bietet sie individuelle Unterstützung und Zusatzmaterialien an, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihr zu helfen, aufzuholen.

Effektive Steuerung wird deutlich, wenn Kursleitende klare Ziele und Erwartungen kommunizieren und gleichzeitig flexibel genug sind, um den Lehrplan an die Bedürfnisse der Lernenden anzupassen. Eine wirksame Anwendung dieses Modus könnte sein, dass ein Kursleiter regelmäßige Feedback-Sessions einführt, um die Fortschritte zu überprüfen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.

Wenn Kursleitende allerdings zu extrem in ihrer Fürsorge oder Steuerung agieren und den Bezug zum Hier und Jetzt verlieren, kann es passieren, dass ihre eigentlich wohlgemeinten Verhaltensweisen unwirksam werden. Überverwöhnung kann Lernende abhängig und passiv machen, während dominierendes Verhalten Angst und Widerwillen hervorrufen kann. Beides untergräbt das Lernerlebnis.

Lehren braucht Realitätseinschätzung

Wir sehen: eine bewusste Realitätseinschätzung sorgt dafür, dass Kursleitende stets klärend im Umgang mit ihrer Gruppe sind. Ein praktisches Beispiel hierfür wäre, wenn ein Kursleiter bemerkt, dass die Energie im Kursraum nachlässt. Statt stur am Lehrplan festzuhalten, nimmt er eine kurze Umstrukturierung vor, integriert Bewegungspausen oder interaktive Elemente, um die Aufmerksamkeit und das Engagement der Lernenden wiederzugewinnen.

Verliert eine Kursleitung den Bezug zur gegenwärtigen Situation, kann dies dazu führen, dass wichtige Signale übersehen werden. Dies kann in einem Kurs schnell zu Desinteresse oder Überforderung führen, wenn das Tempo entweder zu schnell oder zu langsam ist und nicht an die Gruppendynamik angepasst wird. Die Gefahr wächst, in unwirksame Verhaltensweisen zu wechseln, die die eigenen Bedürfnisse oder die der Lernenden nicht im Blick haben.

Lernen durch Selbstverwirklichung

Selbstverwirklichung bedeutet, als lehrende Person das eigene Potenzial zu erkennen und zu entfalten. Ein Beispiel hierfür könnte sein, auf spontane, spielerische Weise die eigenen Interessen und die Kursziele zu verbinden. Dies fördert nicht nur das Engagement, sondern auch die kreative Selbstentfaltung. In anderer Form gilt es auch, kooperativ mit der Gruppe zu interagieren, also die eigenen Sichtweisen geltend zu machen und gleichzeitig in Austausch mit den Lernenden zu sein. So entsteht eine gemeinschaftliche Lernatmosphäre, die zu Beteiligung und Wertschätzung aller Perspektiven führt.

Gehen wir allerdings zu sehr aus dem Kontakt, kann es „an einem schlechten Tag“ – wie Susannah Temple es nennt – dazu kommen, dass wir rücksichtslos unsere eigenen Bedürfnisse über die der Gruppe stellen. Beharren wir zu sehr auf den eigenen Standpunkt, zeigen uns widerspenstig oder machen uns unsichtbar vor der Gruppe, indem wir uns hinter dem Lernmaterial verstecken, kann das im Gegenzug zu Passivität oder gar einem Abbruch der Lehr-Lernbeziehung führen.

Einladung zur Vertiefung

Wir laden Sie herzlich ein, Ihr Verständnis und Ihre Anwendung des Functional Fluency-Modells in der Erwachsenenbildung durch unsere speziell konzipierte Fortbildung „Functional Leadership in der Erwachsenenbildung“ zu erweitern. Diese Veranstaltung bietet Ihnen die Gelegenheit, tief in die Materie einzutauchen und Ihre Fähigkeiten zu verfeinern, um als Kursleitende noch effektiver und einfühlsamer zu agieren.

In der Kursgebühr enthalten ist der TIFF-Fragebogen, der Ihnen Aufschluss darüber gibt, welche Präferenzen und Potentiale Sie in Bezug auf Ihr Verhalten haben und bietet Ihnen damit eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für die Weiterentwicklung Ihrer Wirksamkeit.

Melden Sie sich jetzt an und machen Sie den nächsten Schritt, um ein inspirierendes und wirkungsvolles Lernumfeld zu schaffen: https://www.erwachsenenbildung-ekhn.de/veranstaltungen/events/detail/hybrid-functional-leadership-in-der-erwachsenenbildung

Das Functional Fluency-Modell bietet einen umfassenden Ansatz, um die Dynamik in der Erwachsenenbildung zu meistern und ein Umfeld zu schaffen, das von Verständnis, Engagement und persönlichem Wachstum geprägt ist. Durch die gezielte Anwendung dieses Modells können wir Bildungsangebote schaffen, die nicht nur informieren, sondern auch transformieren.

Mike Breitbart & Sven Golob

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