Im Rahmen der Langzeitfortbildung „Hybridmoderation“ beschäftigen sich hauptamtliche Mitarbeiter*innen der EKHN mit den inhaltlichen, methodischen und technischen Möglichkeiten und Herausforderungen, die hybride Veranstaltungen mit sich bringen. Bedingt durch Erkältungen und eine durch ein Sturmtief stillgelegte Autobahn konnte ein großer Teil der Teilnehmer*innen allerdings nicht am Praxistag in Mainz teilnehmen, so dass diese Veranstaltung kurzfristig selbst als hybride Veranstaltung angeboten wurde, um eine Teilhabe zu ermöglichen. In diesem Artikel sollen daher die einzelnen Schritte, eingesetzten Geräte und Methoden zusammengefasst und über die Gruppe der Teilnehmer*innen hinaus zur Diskussion freigegeben werden.
Die Raumplanung
In diesem ersten Abschnitt haben wir uns mit der Raumplanung beschäftigt, also einer Skizze, wo sich wer im Raum befindet, wo das Regiepult steht, wo welche Technik platziert wird, etc. Das Regiepult war in diesem Fall ein Tisch, auf dem der Host-Rechner für die Zoom-Konferenz sowie die Kamera(s), Mischpult(e) etc. standen. Da die Kamera das Auge der Teilnehmer*innen darstellt, haben wir sie so platziert, als würde sie den Platz einer Teilnehmer*in einnehmen. Das hat zum einen den Sinn, dass die Online-Teilnehmer*innen (Zoomies) vom Sichtfeld her mitten unter den Vor-Ort-Teilnehmer*innen (Roomies) sitzen konnten, zum anderen die Moderation es leichter hat, Blickkontakt mit der gesamten Gruppe aufzunehmen.
Bei größeren Veranstaltungen kann es wirklich sinnvoll sein, eine Skizze anzufertigen und den Aufbau mit Kolleg*innen hinsichtlich Material und Aufwand zu besprechen.
Die Technik – wichtige Gedanken im Vorfeld
Das Thema Technik ist ein sehr kontrovers diskutiertes Thema. Viele Bildner*innen fühlen sich völlig zurecht von der enormen Technikvielfalt überfordert und fragen zurecht: „geht es nicht auch ohne?“. Um diesen Punkt zu klären, ist vielleicht unsere Grafik des digitalen Grabens hilfreich.
Diese verdeutlicht, dass es in einer hybriden Veranstaltung mehrere Ebenen bzw. Parteien gibt: die Bühne, die der Zoomies und die der Roomies. Die Interaktion zwischen der Bühne und den Zoomies, zwischen den Zoomies untereinander sowie zwischen den Roomies und den Zoomies kann nur auf einer digitalen Ebene stattfinden während die Bühne mit den Roomies ganz gewohnt analog interagieren kann. Mit dieser Überlegung entstehen im Planungsprozess folgende Fragen:
- Was möchte ich mit meiner Zielgruppe machen?
- Wie soll meine Zielgruppe mit wem interagieren können?
- Welche Technik und Tools darf / kann ich einsetzen?
- Was kann / will ich meiner Zielgruppe zumuten?
Werden diesen Fragen berücksichtigt, stehen die Organisator*innen vor der Entscheidung, die Veranstaltung entweder sein zu lassen, sich in einem gewissen Maß mit Technik zu beschäftigen oder letztendlich einen Dienstleister zu beauftragen, der den technischen Teil übernimmt.
Die Technik
Ziel des Praxistages war es zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, bestehende digitale Kameras, Camcorder, Mikrofone etc. in eine hybride Veranstaltung einzubinden sowie erste Erfahrungen in der Kommunikation mit anderen hybriden Räumen zu sammeln.
Die Herausforderung ist oft, dass es keine universal einsetzbaren Geräte gibt, die für jede Situation geeignet sind. Jedes Setting hat bedingt durch Faktoren wie Raumgröße, Anzahl der Teilnehmer*innen, Grat der Interaktion, Akkustik, Budget, personeller Aufwand etc. andere Anforderungen. Daher haben wir drei unterschiedliche Szenarien nachgestellt:
Hauptraum – hoher Aufwand, komplexere Technik, geeignet für große Räume und Gruppen
- Laptop mit Zoom
- Video: Canon Camcorder XA40 und G26 als Hauptkameras mit unterschiedlichen Bildausschnitten über ein Atem Mini Videomixer, Logitech Rally PTZ Kamera über USB als Raumkamera für die Roomies
- Audio: Funk-Handmikrofone (t-bone free Solo Twin HT 823 Mhz) über Rodecaster Pro Mischpult, Anzahl der Mikrofone kann je nach Mischpult erhöht werden, Lautsprecher: Behringer B205D Box
- iPad
Durch die unterschiedlichen Kameras und Perspektiven (eine auf das Podium, eine in Plenum) hatten wir zwei parallele Videosignale zur Verfügung. Da normalerweise nur ein Signal zur Zeit angezeigt werden kann, wurde auf dem Host-Computer eine Streaming-Software verwendet, in der die zwei Kamerasignale zu einem zusammengefügt wurden. So waren wir in der Lage, mehrere Perspektiven in einem Videobild den Zoomies zur Verfügung zu stellen.
Arbeitsraum 1 – geringer Aufwand durch All-in-One Lösung per USB, geeignet für kleine und mittelgroße Gruppen, je nach Raumakkustik aber Ton mit Hall, siehe YouTube-Video
- Smartboard / Monitor mit Mini PC
- Logitech Meetup Konferenzkamera mit externem Mikrofon
Arbeitsraum 2 – geringer Aufwand durch USB Lösungen, geeignet für kleine Gruppen, denen zwei Mikrofone reichen
- Laptop mit großen Monitor / TV
- Video: Osbot Tiny Kamera
- Audio: Rode Wireless Go 2 (zwei Funkmikrofone, die sich über einen USB Empfänger verbinden)
Die Herausforderungen
Wir lernen durch Fehler und Erfahrungen und daher ist es für uns natürlich auch wichtig, diese zu reflektieren und in künftige Projekte einfliessen zu lassen. Daher an dieser Stelle eine Auflistung unserer Eindrücke mit der Einladung, diese in den Kommentaren mit eigenen Erfahrungen zu ergänzen:
- Zu leise: Bei der Verwendung von Handmikrofonen müssen die Sprecher*innen genau in den Aufnahmebereich des Mikrofons sprechen. Oft drehen die Sprecher*innen ihren Kopf oder senken das Mikrofon, so, dass sie nicht mehr für die Zoomies zu verstehen sind. Eine mögliche Lösung ist hier die Verwendung von Stativen, wobei natürlich die Sprecher*innen dann immer zu den Stativen gehen müssen.
- Gespart am falschen Ende: Es gibt günstige und teurere Mikrofone, in unserem Aufbau ein günstiges Set mit Handgriffen aus Kunststoff sowie ein teureres mit Griffen aus Metall. Die günstigen Mikrofone waren nicht nur wesentlich anfälliger für Echos und Rückkopplungen in der Nähe der Lautsprecher, sie übertrugen auch Geräusche, wenn die Mikrofone in der Hand bewegt oder gedreht wurden.
- Beamer zu dunkel: In unserem Setting waren die Zoomies über einen Beamer an die Wand projiziert, um den „Sichtkontakt“ zwischen Roomies und Zoomies aufzubauen. Obwohl es sich um einen Veranstaltungsbeamer mit hoher Lumenzahl handelte, war bei Tageslicht das projizierte nicht hell genug, wodurch die Zoom-Teilnehmer*innen und natürlich auch ihre Meldungen und Interaktionen nicht oder kaum zu sehen waren. Eine mögliche Lösung wäre hier die Verwendung eines großen Monitors / Flatscreens / Mediaboards oder eines Laser-TVs
- Auf Rückkopplungen achten: Ein wichtiger Punkt bei einem hybriden Aufbau ist, dass alle verwendeten Audioquellen zentral in den Host-Computer gehen und von dort aus als ein Audiosignal in das Videokonferenztool gehen. Sobald ein weiteres Endgerät im Raum per Audio dazukommt, wird es Rückkopplungen und Echo-Effekte geben. Sollte es also erforderlich sein, dass mehrere Endgeräte in einem Raum in der Videokonferenz sind, sollten bis auf den Host-PC alle Geräte nicht per Audio beitreten. Selbst die Verwendung eines günstigen Headsets kann zu Störgeräuschen führen.
- Gute Moderation: Der Praxistag hat gezeigt, dass es nicht nur eine gute und aufmerksame Moderation im Hauptraum braucht, sondern im Prinzip in jedem hybriden Raum, der an der Veranstaltung teilnimmt. In unserem Fall gab es vier Räume mit mehreren Personen und einige Zoomies, die alleine von zu Hause teilgenommen haben. Entwickeln sich nun Raumintern zu viele Gespräche, geht dies zu Lasten der Solo-Teilnehmer*innen.
Wie gesagt, dies sind nur ein paar unserer Eindrücke. Wie freuen uns sehr, wenn ihr diesen Artikel mit euren Erfahrungen bereichert…
[…] und Vor-Ort-Teilnehmenden befindet, siehe Abbildung 1. Vor-Ort-Teilnehmende oder „Roomies“ (Albers-Heinemann, 2022) können sich selbstverständlich gegenseitig sehen und hören. Ebenso können die […]