Gekonnt in Szene gesetzt: Tipps für die eigene Darstellung in Onlineformaten

Mittlerweile dürften sehr viele von uns Erfahrungen in Videokonferenzen und digitalen Formaten gesammelt haben – Erfahrungen, die nicht nur die Inhalte betreffen, sondern auch die eigene Darstellung im digitalen Raum. Wir durften Personen mit außergewöhnlich guter Audio- und Videoqualität erleben aber oftmals dominiert doch die typische Webcam-Perspektive mobiler Computer in mäßiger Qualität von unten nach oben, das Doppelkinn betonend mit Fokus auf die Nasenbehaarung. Auch durften viele erleben, welch enormen Einfluss die Qualität eines Mikrofons auf die eigene Aufmerksamkeitsspanne und somit auf die Qualität der Veranstaltung hat.

Letztendlich – und das ist ein wichtiger Bestandteil in unseren Fortbildungen – müssen wir uns vermehrt damit auseinandersetzen, wie wir von anderen Menschen wahrgenommen werden, was vor Corona im analogen Leben für viele selbstverständlich war. Wir haben auf eine deutliche Aussprache, auf unser Erscheinungsbild, Körperhaltung und unsere Körpersprache geachtet – eine gute Tonqualität bei der Verstärkung unserer Stimme durch ein Mikrofon war selbstverständlich.

Es wird deutlich, dass wir uns neben den Inhalten vor allem auch mit dem Thema der digitalen Inszenierung auseinander setzen müssen, auch wenn das Wort „Inszenierung“ für einige Menschen eher negative und unauthentische Assoziationen bewirkt. Aber letztendlich setzen wir uns in jeder Videokonferenz bewusst oder unbewusst in Szene, sei es durch die Wahl der Kameraperspektive, der Motivwahl, der Qualität des Bildes etc. Aus diesem Grund möchte ich gerne in diesem Artikel einige Tipps und Empfehlungen für eine professionellere Darstellung und Inszenierung anbieten:

Die Position der Kamera

Auf Augenhöhe kommunizieren – dieses geflügelte Wort dürfen wir gerne wörtlich nehmen, wenn es um die Position der Kamera geht. Der Blick einer Laptop-Webcam von schräg unten nach oben betont nicht nur auf unschöne Weise flexiblere Bereiche des Gesichtes sondern trifft auch eine Aussage bezüglich einer kommunikativen Hierarchie. Es hat immer eine Bedeutung und Auswirkung, wenn wir von oben herab mit jemanden kommunizieren, daher wäre der erste Tipp, mit Hilfe eines Laptop-Ständers, Büchern oder Kisten den Laptop höher zu stellen und ggf. mit externer Maus und Tastatur zu arbeiten oder bei einer externen Kamera ein Stativ zu verwenden. Für knapp 40 EUR sind beispielsweise Tisch-Lichtstative erhältlich, die an der Tischplatte wie Schreibtischlampen festgeschraubt werden und stabil genug auch für größere Kameras sind. Im Idealfall können Sie, wenn Sie gerade sitzen oder stehen und sich der Kopf in einer natürlichen Haltung befindet, in gerader Linie in die Kamera sehen.

Die Position VOR der Kamera

Wenn wir „die richtige“ Position vor der Kamera suchen, können wir vieles aus dem Bereich der Fotografie übernehmen, so zum Beispiel auch den goldenen Schnitt, der das Gesamtbild im Verhältnis  von 61,8 zu 38,2 teilt, was dem/r Fotograf*in Orientierung für die Wahl des Bildausschnittes geben soll. Für uns reicht es vollkommen aus, wenn wir unser Bild in Drittel aufteilen und uns mit dem Gesichtsmittelpunkt am Zentrum der oberen Linie oder an den oberen Knotenpunkten orientieren. Auf diese Weise sorgen wir dafür, richtig proportioniert dargestellt zu werden ohne über dem Kopf zu viel leeren Raum zu haben.

Ins richtige Licht gerückt

Besondere Aufmerksamkeit müssen wir dem Thema Licht widmen, da wir sehr stark von den äußeren Faktoren wie Raumgröße, Fenster, Tageslicht, Platz für externe Beleuchtung etc. abhängig sind. Fest steht jedenfalls, dass wir eine ausgewogene Darstellung in den seltensten Fällen ohne externe Beleuchtung hinbekommen.

Bei der Wahl der Beleuchtung müssen wir neben dem Geldbeutel auch im Blick haben, wie mobil die ganze Angelegenheit sein soll und wie viel Platz zur Verfügung steht. Jemand mit einem eigenen Büro und ausreichend Platz für Beleuchtung, die nicht immer abgebaut werden muss, überlegt hier anders, als jemand, der/die im HomeOffice vom Esszimmertisch aus arbeitet.

Licht je nach Platz und Geldbeutel

Für Letztere dürfte das bekannte Ringlicht eine gute, mobile und vor allem günstige Option sein. Diese LED Leuchten lassen sich in der Regel in Helligkeit und Farbtemperatur regeln und bieten auf jeden Fall eine Verbesserung gegenüber einem Setting ohne Beleuchtung. Wer etwas mehr Platz im Arbeitszimmer hat und ein paar Euro mehr ausgeben möchte, kann sich in den einschlägigen Online- und Offline-Shops einmal nach Studioleuchten umsehen. Hier sind komplette Einsteiger*innen-Sets bereits für um die 100 EUR erhältlich, die eine wesentlich bessere Ausleuchtung bieten als ein Ringlicht.

Reflexionen in der Brille vermeiden

Brillenträger*innen kennen das: Reflexionen des Monitors oder der externen Beleuchtung sind in den Brillengläsern zu sehen und bieten einen störenden oder zumindest seltsamen Anblick. Mein erster Hinweis in diesem Punkt würde sich auf die Ausrichtung der Leuchten beziehen. In meinem Arbeitszimmer richte ich die Lampen nicht direkt auf mich selbst aus sondern auf die Decke bzw. weißen Wände, die das Licht dann etwas sanfter in den Raum und somit auf mich von oben weitergeben. In diesem Fall spricht man auch von einer Passiv-Beleuchtung. Weitere wirklich sehr hilfreiche Tipps bietet Adrian Metzger in seinem YouTube Kanal.

Gegenlicht vermeiden?

Auch das haben wir schon oft gesehen. Personen, die mit dem Rücken zum Fenster sitzen, werden oft stark unterbelichtet dargestellt. Das liegt einfach daran, dass der kleine Sensor in der Webcam versucht, das Gegenlicht zu kompensieren, was in der Regel gelingt, aber auf Kosten der Person vor der Kamera. Viele Menschen raten nun einfach davon ab, sich mit dem Rücken zum Fenster zu setzen, was aber manchmal schwierig umzusetzen ist, da nicht alle Menschen die Architektur des Raumes beeinflussen können. Manchmal ist ein Raum einfach wie er ist und wir haben Gegenlicht. Das ist auch nicht besonders tragisch, sofern wir eine stärkere Lichtquelle haben, die hinter der Webcam steht und uns anleuchtet, womit die Qualität unserer Darstellung immens steigt.

Die Wahl des richtigen Mikrofons

Eine inhaltlich, methodisch und didaktisch perfekt vorbereitete Onlineveranstaltung wird garantiert zum Reinfall, wenn die Referent*in nicht zu verstehen ist oder das Mikrofon nervige Störgeräusche abgibt, die sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken. In einem Video hatte ich vor knapp einem Jahr einmal mit mehreren Mikrofonen (und auch Webcams) demonstriert, wie unterschiedlich diese klingen können.

Die Herausforderung ist in diesem Punkt, dass zum einen viele Menschen sagen, sie hätten ja ein Mikrofon im Laptop und brauchen daher kein Externes und zweitens niemand in einer Videokonferenz sich selbst hört.

Die Qualität der eingebauten Mikrofone ist sehr unterschiedlich, in der Regel ist sie aber eher im akustischen Mittelfeld anzusiedeln. Da wir leider nie hören, wie wir selbst klingen, wäre hier die Empfehlung, sich einmal selbst 5-10 Minuten in einem Videokonferenztool aufzunehmen. Sind Sie mit der Qualität der Aufnahme zufrieden, ist alles in bester Ordnung, wenn nicht, wird es Zeit für ein externes Mikrofon. Hier liegt die Empfehlung im unteren Preissegment bei kabelgebundenen USB Headsets, die bereits von namenhaften Hersteller*innen ab 30 EUR zu erhalten sind. Bluetooth-Lösungen sind in Ordnung, haben aber eine schlechtere Qualität, was natürlich auch davon abhängt, wie viele Bluetooth Geräte zeitgleich genutzt werden.

Ihre Empfehlung?

Wirklich interessant ist ja nun zu erfahren, mit welchen Geräten, Methoden und Tricks Sie in diesem Themenfeld zurecht kommen? Haben Sie sich bereits Geräte angeschafft? Wie zufrieden sind Sie? Welche Headsets können Sie empfehlen? Ich würde mich sehr freuen, in den Kommentaren von Euch und Ihnen zu lesen 🙂

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert